18.11.2023 | Franz ist auf Geschäftsreise in Barcelona. Ich nutze den einigermaßen schönen Tag (zumindest soll es trocken bleiben) zu einer kurzen Entdeckungsrunde durch das Olympiagelände, Veranstaltungsort der XX. Olympischen Spiele 1972. Das 85 ha große Gelände gliedert sich in:

  • Olympiagelände, Areal der Sportstätten
  • Olympisches Dorf, unterteilt in olympisches Männerdorf und olympisches Frauendorf
  • Olympia-Pressestadt, heute Wohngebiet mit Olympia-Einkaufszentrum
  • Olympiapark, südlich des Olympiageländes mit Olympiaberg und Olympiasee

Im westlichen Teil steht auf einem Hügel die „Olympia Triumphans“ eine Großplastik des Münchner Bildhauers Martin Mayer (gebürtiger Pfälzer!). Auf der Kugel steht in Latein: „Triumphierende Olympia / Durch die Natur zur Kunst / Durch die Kunst zur Natur / Dem Menschen zur Erbauung / Der Menschlichkeit zum Aufbau“. Von ihm stammen auch der Keiler vor dem Jagd- und Fischereimuseum und die „Isarnixe“ beim Müller’schen Volksbad.

Daneben entsteht der SAP Garden, die Halle für Eishockey und Basketball. Im Frühjahr soll sie fertig sein.

Beim Radeln durch den Park bieten sich immer wieder schöne Ausblicke über den Olympiasee, auf den Olympiaturm und die nach wie vor beeindruckende und außergewöhnliche Zeltdach-Architektur des Architekturbüros Behnisch und Partner. Vorbild für den Entwurf war das Zeltdach für den Deutschen Pavillon bei der Weltausstellung 1967 in Montreal, das nach Plänen von Frei Otto errichtet wurde. Ursprünglich sollte die Konstruktion nach den Olympischen Spielen abgebaut werden. Das Echo der Weltpresse verhinderte (zum Glück!) eine Demontage.

In der jüngeren deutschen Architekturgeschichte erfährt das Olympiagelände zunehmend große Anerkennung. Der Münchner Kulturkritiker Gottfried Knapp bezeichnete es in einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung als den „wichtigsten Beitrag Deutschlands zur Weltbaukultur der zweiten Jahrhunderthälfte“, er schreibt: „Das Münchner Olympiagelände ist das in aller Welt wahrgenommene architektonische Symbol für die geistige Freiheit und die heitere Offenheit, die sich die Deutschen nach Diktatur und Krieg erarbeitet haben. Man könnte die Olympiabauten also als das eigentliche Wahrzeichen der Bundesrepublik bezeichnen.“

Vor dem Olympiastadion, am Coubertinplatz, befindet sich der „Olympia-Ehrenhain“. Auf (schlecht leserlichen) Metallplatten sind alle Namen der Olympiasieger*innen von 1972 verewigt. An Ulrike Meyfahrt und Heide Rosendahl kann ich ich noch erinnern, die allermeisten sagen mir allerdings nichts mehr. Im Asphalt davor befand sich auch der Grundstein für die Bauten der XX. Olympischen Spiele. Er wurde am 14.Juli 1969 gesetzt. Vier Bauarbeiter aus vier Ländern trugen ihn damals zu dem Platz. Heute befindet er sich auf der ersten Ebene des Ehrenhains.

Weiter geht es in den nördlichen Teil des Olympiageländes mit dem Olympischen Dorf. Hier steht der Klagebalken, ein Werk von Fritz Koenig. Die Gedenkstätte zu Ehren der Opfer des Olympiaattentats erinnert an die elf getöteten israelischen Geiseln und den getöteten deutschen Polizisten. Etwas weiter befindet sich der, 1992 eingeweihte, Erinnerungsort Olympia-Attentat. Er informiert multimedial über das Attentat.

Ich mache noch einen kurzen Abstecher zum „Geisterbahnhof“, der stillgelegte S-Bahnstation „Olympiastadion“. Die Station wurde fast nur während der Olympischen Spiele 1972 genutzt, von 1984 nur noch sporadisch für Fußballspiele im Olympiastadion. 1988 wurde er dann komplett stillgelegt.

Während das ehemalige Olympische Dorf der Männer im Norden heute wie geplant als Wohnviertel genutzt wird, ist das ehemalige Olympische Dorf der Frauen im Süden heute eine Studentenwohnanlage. Die bunt bemalten Häuser sind inzwischen eine Touristenattraktion. Von 2007 bis 2010 wurden über einen Zeitraum von drei Jahren die Bungalows abschnittsweise abgerissen und mit verkleinertem Grundriss wieder aufgebaut, wodurch nun 1052 Bungalows statt ursprünglich 800 zur Verfügung stehen.
Das gesamte Olympische Dorf ist an der Oberfläche autofrei gestaltet und ist eines der beliebtesten Wohngebiete in München. Es wird von 90 Prozent der Eigentümer selbst bewohnt und hat die höchste Akademikerdichte Münchens.

Der Nadisee im Olympiadorf verbreitet im Herbstlaub eine „japanische Stimmung“. Die „Rote Stadt“ ist ein Parkour Park mit vielen Türmen und Plattformen, Mauern zum Springen und balancieren. Urspünglich aus roten Ziegeln errichtet, ist sie heute nicht mehr rot, sondern mit Graffitis besprüht.

Der Rückweg geht vorbei am Olympiaturm und der BMW-Welt. Am Olympiasee ist auch der „Munich Olympic Walk of Stars„. In 52 Betonplatten zieren Handabdrücke von Weltstars den 800 m langen Uferweg. Den Anfang machte 2003 Howard Carpendale. Vom Park ergibt sich noch ein schöner Blick auf den 101 m hohen BMW-Vierzylinder, das Hauptverwaltungsgebäude und Wahrzeichen von BMW. Das Gebäude war (zumindest äußerlich) pünktlich zu den XX. Olympischen Spielen fertig.

Fahrradtour durch das Olympiagelände

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