Nach dem Frühstück (so lala, aber es geht) im Hotel geht es um 10 Uhr zum Grote Markt, wo sich auch die Touristen-Information befindet (Mo bis SA, 9 – 18 Uhr). Nur heute hat sie aus unerfindlichen Gründen zu. Also geht es auf eigene Faust mit dem Fahrrad los. Erste Station ist gleich der Grote Markt.

Grote Markt

Nachdem die ursprüngliche Bebauung von Truppen Ludwig XIV. am 13./14.8.1695 (auf den Tag vor 328 Jahren!) fast vollständig zerstört wurde, beschließt der Magistrat den Wiederaufbau. Um eine einheitliche Bebauung zu erreichen, lässt er sich die Pläne für die Häuser vorlegen. Das Ergebnis ist ein fantastisches Ensemble von Rathaus und Gildehäusern aus dem Barock. Nur das Maison du Roi (heute Stadtmuseum) wurde Ende des 19. Jahrhunderts, allerdings nach alten Stichen, gebaut. Hinter der imposanten Fassade der Maisons des Ducs de Brabant verbergen sich sechs separate Häuser.

Kathedrale St. Michel

Ursprünglich der Heiligen Gudula (Stadtpatronin von Brüssel) gewidmet, ändert sich der Name 1962, als die Kirche zur 2. Kathedrale des Erzbistums Mecheln-Brüssel aufsteigt. Beeindruckend sind die Säulen mit den Aposteln im Hauptschiff und die barocke Kanzel aus Eichenholz. Sie stellt den Baum der Erkenntnis mit Adam und Eva dar. Sehr schön auch die Renaissance-Fenster im Querschiff. Ein Geschenk Kaiser Karl V. an seine Frau Isabella von Portugal. Am Mittelpfeiler des Hauptportals die Heiligen Drei Könige.

Weiter geht es zum Kunstberg, der sich über der Unterstadt erhebt.

Kunstberg

Die symmetrische neoklassizistische Place Royal war ein Prestigeobjekt der Österreicher. Den Platz säumen acht Palais im Louis-seize-Stil. Leopold II. wollte unterhalb der Place Royale das größte Kunstmuseum der Welt erbauen, nach einem Sinneswandel entstand dann eine Parkanlage für die Weltausstellung von 1910.

Place Royale

Auf dem Rückweg wieder einen Abstecher zum Grote Markt. Wir erfahren, dass die Touristen-Information heute Probleme mit der Tür hat und deshalb nicht öffnet. Es hängt aber ein Hinweis zur TI an der Place Royale (wo wir gerade herkommen).

Wir stärken uns erstmal mit zwei Portionen Fritten mit Aioli bzw. Sauce Andaluse.

Marollen

Weiter geht’s ins Viertel Marollen, auch Quartier Breughel genannt, da Pieter Breughel in der Kapellenkirche (leider geschlossen) im Viertel begraben ist und auch hier wohnte. Die Marolliens gelten als feierlustig und renitent. Die Alten sprechen einen eigenen Dialekt, eine Mischung aus Flämisch, Wallonisch und Spanisch. Dominiert wird das Viertel von dem gigantomanischen Justizpalast, erbaut unter Leopold II. Der Palast ist eingerüstet (deshalb keine Fotos), aber man kann die „Eingangshalle“ besichtigen. Das gesamte Gebäude hat eine Grundfläche, die größer als der Petersdom ist, und war bei seiner Fertigstellung das größte der Welt. Gesellschaftlich sorgte der Bau des Kolosses seinerzeit für Unmut, da große Teile des volkstümlichen Marollenviertels dem Justizpalast weichen mussten.

Auf unserer Tour kommen wir zur zweitbedeutendste Kirche in Brüssel, der Église Notre-Dame des Victoires au Sablon. Im Inneren befinden sich zwei Grabkapellen der Familie Thurn und Taxis. Gegenüber der Kirche liegt der kleine, hübsche Square du Petit Sablon, der von Säulen umgeben ist. Auf diesen Säulen sind wiederum 48 Statuen aus Bronze befestigt, die symbolisch für die Handwerkszünfte Brüssels stehen.

Wir fahren weiter zur Chocolaterie Mary, immerhin Hoflieferant, und gönnen uns sechs Pralinen (8,30€). Wegen der Hitze verspeisen wir sie gleich im nahegelegenen Park im Schatten der Kongresssäule. Köstlich! Von der nicht sehr schönen Plattform an der Colonne du Congrès hat man einen guten Blick über Brüssel.

Abends gehen wir um die Ecke essen, nur Salat. Wir sind noch satt von den Fritten am Mittag und den Pralinen. Danach machen wir eine kleine Tour am Kanal mit dem Rad und legen einen Stop in St. Géry ein. Um die Markthalle (heute Kneipe) sind viele Kneipen und viele junge Leute. Da passen wir hin! Eingenebelt von Marihuana-Schwaden trinken wir unser Bier (0,5 l Jupiler).

Ehemalige Markthalle Halles Saint-Géry

Dann noch einen Abstecher zum illuminierten Grote Markt.

Lektion für heute: Brüssel ist nicht eben, das Radfahren auf dem Kopfsteinpflaster schüttelt einen ordentlich durch!

14.8.2023 – Brüssel (Zentrum)

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