Heute geht es ins EU-Viertel. Für die Ausstellung muss man sich online registrieren. Wir buchen zwei Tickets für 11 Uhr. Wir sind zeitig da und werfen einen Blick auf die Bayerische Vertretung in 1a-Lage am Leopoldpark direkt vor den Türen des EU Parlaments. Das als Château 1903 errichtete Gebäude beherbergte ursprünglich das Institut Pasteuer. 2001 zog die Bayerische Vertretung ein. Die Presse nannte das Gebäude damals „NeuWAHNstein“. Im Innenhof entdecken wir einen Maibaum in weiß-blau. Neben Bayern haben nur Baden-Württemberg und Hessen eigene (wahrscheinlich nicht so überdimensionierte) Vertretungen in Brüssel.
Im Park stehen zwölf Vogel-Strauß-Skulpturen – sieben von ihnen stecken den Kopf in den Sand. Eine Anspielung auf die Politik der Europäischen Union? Nein, das Ganze ist eine Erinnerung an den Zoo, der sich an dieser Stelle zwischen 1850 und 1900 befand.

Bayerische Vertretung am Leopoldpark

Pünktlich um 11 Uhr geht es kurz vor einer Horde deutscher Schüler dann in die Ausstellung. Mit Audioguide verbringen wir zwei Stunden in der wirklich gut gemachten, interaktiven Ausstellung zur EU.

Leopoldpark im EU-Viertel

Ziemlich vollgestopft mit Informationen verlassen wir die Ausstellung und radeln um die Ecke zum Museum Antoine Wiertz (freier Eintritt). Zu besichtigen sind Haus, Atelier und Garten. Sein riesiges Atelier liess er sich gegen Überlassung des Grundstücks und seiner Werke nach seinem Tod vom belgischen Staat finanzieren. Wiertz galt als mass-und zügellos und liebte es spektakulär-dramatisch. Das Bild „Erhebung der Hölle gegen den Himmel“ ist 11 m hoch. Alles sehr kurios! „Gedanken und Visionen eines abgetrennten Kopfes“, „Überstürzte Beisetzung“, „Der Selbstmord“ und „Das verbrannte Kind“ sind weitere Werke in der Ausstellung.

Wir radeln weiter in den Jubelpark, auch als Parc du Cinquantaneire bezeichnet (hier wurde 1880 das 50jährige Jubiläum der Staatsgründung gefeiert) und stehen wieder vor einem gigantomanischen Bauwerk Leopold II., dessen Vollendung er jedoch nicht mehr erlebte. Irgendwie verfolgt uns heute der Grössenwahn! Wir kaufen zur Stärkung zwei Waffeln, vertreiben eine kiffende Minderjährige von einer Schattenbank und genießen die Waffeln (Schokolade bzw. Chantilly).

Danach radeln wir ins Viertel St.-Gilles, der Wiege des Jugendstils. Das Horta Museum ist heute leider geschlossen (Mariä Himmelfahrt, auch in Belgien ein Feiertag). Auf unserem Weg kommen wir am Gefängnis St.-Gilles vorbei mit seiner wie eine Burg gestalteten Fassade. Die Tour endet an der Porte de Hal, einem Tor der früheren Stadtmauer.

Das Abendessen gestaltet sich schwierig (FEIERTAG!). Das ursprünglich ausgewählte Restaurant um die Ecke „In ‚t Spinnekopke“ ist komplett ausgebucht. Ein gutes Zeichen, wir reservieren gleich für morgen. Letztendlich landen wir im „Les gens que j’aime“: 2 Burger mit Fritten. Kein kulinarisches Highlight, aber man wird satt.

Danach fahren wir noch beim Manneken Pis vorbei auf einen Absacker zur Place Jacques Brel.

Lektion für heute: Die Brüsseler (m/w/d) kiffen gerne. So oft wie hier sind wir noch nie durch Marihuana-Schwaden geradelt.

15.08.2023 – Brüssel (EU-Viertel und St. Gilles)

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