Blick auf die Grand Place mit dem Rathaus

Heute vormittag ist der Himmel bedeckt. Wir wollen nach Leuven. Da wir den Stress mit dem Autoverkehr und den Baustellen in Brüssel vermeiden wollen, buchen wir ein Zugticket im Sommer-Angebot der Belgischen Bahn: 2 für 1, hin und zurück für 12€. Wir radeln zum Bahnhof und fahren um 10 Uhr stressfrei nach Leuven.

Vom Bahnhof sieht man schon das Rathaus, wir entscheiden uns zu laufen. Leuven ist eine Fahrrad-Stadt. Parkhäuser, extra Brücken und Unterführung für Radler, wenig Autos – so geht es auch! Und KEINE E -Scooter, was im Gegensatz zu Brüssel positiv auffällt.

Bahnhofsplatz Martelarenplein
Bahnhofsplatz Martelarenplein

Wir erreichen das Rathaus und die Touristen-Information, erfahren dort, dass es Leihräder nur am Bahnhof gibt (blöd gelaufen!). Zum Glück liegen die Hauptsehenswürdigkeiten alle nah beieinander, so dass wir uns entschließen alles per Perdes zu machen. Wir starten am Rathaus, einem der schönsten spätgotischen Profanbauten Europas. Die Besonderheit: er besitzt keinen Mittelturm. Die 236 Figuren stellen bedeutende Persönlichkeiten der Stadt dar (wieder nur Männer) und wurden erst im 19. Jhdt. hinzugefügt.

Gegenüber ist die Sint-Pieterskerk, ein Hauptwerk der brabantischen Gotik. Auf dem unvollendet Mittelturm schlägt „Meister Jan“ mit seinem Hammer die vollen Stunden. Wir haben Glück, es ist 12 Uhr! Der Innenraum ist hell, der Chorraum in ein Museum für religiöse Kunst umgewandelt. Beeindruckend ist das „Abendmahl“ von Dierk Bouts. Die große Kanzel ist ein typisches Beispiel für die reichverzierten Kanzeln des Barocks der Südlichen Niederlande. Aus Eichenholz geschnitzt, stellt sie einen Felsen und zwei hohe Palmen dar, zwischen denen zahlreiche Tiere und Engel angeordnet sind. Vor dem Felsen befindet sich eine Statue des heiligen Norbert von Xanten, wie er vom Blitz getroffen vom Pferd stürzt und sich zum Christentum bekehrt.

An der Univeriteitshal, Sitz der katholischen Universität, vorbei geht es zum Oude Markt. Die historischen Gebäude brannten zwar 1914 fast völlig nieder, es wurde jedoch sehr schön wieder aufgebaut. Eine etwas eigentümliche Bronzefigur ehrt die „Kotmadam“, die Vermieterin von Studentenbuden. Wir machen Pause und trinken jeder ein Hoegaarden Rosée (3% Alc.). Es erinnert an Berliner Weisse mit Himbeergeschmack. Für mittags o.k.

Weiter geht es zur Universitätsbibliothek. Kuriosum: der Streit zwischen Wallonen und Flamen führte 1968 zur Spaltung der Universität. Auch die Bibliothek wurde aufgeteilt. Die Bände mit geraden Nummern blieben in Leuven, die ungeraden kamen nach Louvain-la-Neuve. Die spinnen, die Belgier!

Zurück geht’s zum Bahnhof und ab nach Brüssel. Angekommen machen wir einen Schlenker zum Chocolatier Laurent Gerbaud und kaufen 16 Pralinen (die sind auch klein!). Im Park am Kunstberg setzen wir uns auf eine Bank und vertilgen alle. Die Pralinen sind fast noch besser als vom Hoflieferant!

Abendessen also heute im „In ‚t Spinnekopke“. Draussen ist es eher frisch, als gehen wir rein und setzen uns in die Ecke ans Fenster. Zwischen Bank und Heizung ein großes Spinnennetz (Dekoration?). Wir bestellen ein Spinnekopke blonde und ein Lambiek Boon. Das Lambiek ist eher sauer und soll an Apfelmost erinnern. Vielleicht wird es deshalb in einem Bembel serviert. Zum Essen gibt es Fisch mit gebratenem Wirsing und gebratenen, gequetscht Kartoffeln bzw. in Streifen geschnittenes Rindersteak in Rotweinsosse und Zwiebeln mit Kroketten. Als Nachtisch Apfeltarte mit Vanilleeis. Alles sehr lecker!

Lektion für heute: Die belgischen Bierwelt ist sehr eigen, es gibt viel zu entdecken! Wir bleiben dran!

16.08.2023 – Leuven

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