Wir haben mit Stöpseln in den Ohren bei geöffnetem Fenster einigermaßen gut schlafen können. Der Nachbar war auch ruhig. Heute frühstücken wir um 8 Uhr, es ist auch bedeutend weniger los. Ein paar Tische weiter sitzt eine lustiges Damenkränzchen aus dem Saarland (Kegelclub oder Landfrauen?). Dann machen wir uns auf den Weg in die Stadt. Es ist heute sonnig! Wir leihen ein Fahrrad und radeln zum Rubenshaus. Das ist zur Zeit wegen Renovierung geschlossen (das wussten wir) und von außen nicht sonderlich spektakulär. Weiter geht’s zum Museum Mayer van den Bergh, einer privaten Sammlung aus dem 19. Jhdt. in einem herrschaftlichen Palais im Stil des 16. Jhdts.. Die Mutter von Fritz Mayer van den Bergh liess nach dessen Tod neben dem Wohnhaus der Familie dieses Palais für die Kunstsammlung ihres Sohnes erbauen. Die hochkarätige Sammlung besitzt einige Gemälde von Pieter Breughel, besonders rätselhaft ist „Die dulle Griet“ (Die verrückte Grete).

„Die dulle Griet“ Pieter Breughel, 1562

Von dort radeln wir weiter zur St. Jakobskirche, in der die Familie Rubens begraben liegt. Leider ist die Kirche geschlossen. Wir fahren weiter in den Norden zum MAS ( Museum aan de Stroom). Der Zugang zur Dachterasse ist kostenlos, das Gebäude ist toll. Außen sind an der Fassade hunderte silberne Hände angebracht. Auf jeder Etage ergeben sich neue Ausblicke. Nur von oben ist auch das 1600 qm grosse Mosaik „Dead Scull“ von Luc Tuymans zu erkennen.

Ausblick aus dem MAS – Museum aan de Stroom

Ein weiteres architektonisches Highlight befindet sich in unmittelbarer Nähe. Das Hafenhaus von der Stararchitektin Zaha Hadid. Ursprünglich eine Feuerwehrkaserne, ist es heute der Sitz der Hafengesellschaft Antwerpen. Wie ein Diamant, in dem sich die Umgebung spiegelt, schwebt der Neubau über dem alten Gebäude.

Hafenhaus (Zaha Hadid)

Inzwischen ist es ziemlich heiß geworden und wir beschließen zum Königlichen Museum zu radeln. 20 € Eintritt pro Person finden wir dann doch zu happig, das können wir auch versaufen! Wir suchen uns ein Café in der Nähe und trinken ein Bier. Auf gut Glück bestelle ich ein Liefmans und Franz ein Stella Artois. Das Liefmans entpuppt sich als Fruchtbier (Kirschgeschmack) und wird on the Rocks serviert. Bei der Hitze kann man das aber trinken. Die Belgier sind schon sehr experimentell bei den Bieren.

Um 19 Uhr haben wir einen Tisch im Hoffy’s reserviert. Das Restaurant, nach den drei Hoffmann-Brüdern benannt, ist praktischerweise nicht weit vom Hotel, wir können hin laufen.

Das Hoffy’s ist ein Erlebnis. Wir setzten uns und warten. Eine ganze Weile tut sich nichts. Die Ober laufen an uns vorbei. Bis wir aufgeklärt werden: es gibt keine Speisekarte, man stellt sich das Essen an der Theke im Vorraum zusammen. An der Theke bedient uns ein freundlicher, älterer Herr (wie sich später rausstellt einer der Hoffmann-Brüder), der sogar deutsch spricht. Er erklärt uns alle Speisen. Wir nehmen beide Fisch mit unterschiedlichen Beilagen. Dazu gibt es diesmal eine Flasche guten koscheren Weißwein aus Israel. Das Essen ist vorzüglich! Zwischen 19 und 20 Uhr brummt der Laden. Im Hinterzimmer ist anscheinend auch noch ein Treffen der Orthodoxen. Die Bedienungen sind ziemlich im Stress. Auf dem Heimweg gibt es noch einen Cognac als Absacker im benachbarten Hotel. Ein versöhnlicher Abschluss für Antwerpen.

20.08.2023 Antwerpen

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