Genter Altar "LammGottes"

Wir haben bei offenen Fenster gut geschlafen. Brügge ist nachts totenstill. Einziger Nachteil ist, dass die Mücken kommen. Dagegen haben wir Anti-Brumm dabei. Morgens hört man nur die Möven. Wir frühstücken zeitig um 8 Uhr. Das Frühstück ist gut. Es gibt frisches Obst (Mango, Johannisbeeren, Bananen) und Rührei mit Lachs. Es gäbe auch noch Pfannkuchen, die heben wir uns aber für morgen auf.

Um kurz nach 9 Uhr machen wir uns auf den Weg nach Gent. Das Tagesticket für den Nahverkehr (Brügge und Gent) kostet 7,50 € – da kann man nichts sagen! Wir können sogar mit dem IC nach Gent fahren. Die Strecke dauert eine halbe Stunde.

In Gent angekommen, machen wir uns zuerst auf den Weg zur Sint- Baafs-Kathedrale, um den Genter Altar der Brüder van Eyck anzuschauen. Wir kommen zunächst an der Sint-Niklaaskerk vorbei. Es ist gerade Gottesdienst und wir werfen nur einen kurzen Blick hinein. Gegenüber der Kirche befindet sich das echte Zunfthaus der Steinmetze aus dem 16. Jahrhundert. Oben auf dem Treppengiebel tanzen sechs Figuren fröhlich vor sich hin. Interessant: In der Graslei befindet sich eine exakte Kopie davon. Diese wurde anlässlich der Weltausstellung von 1913 nach den ursprünglichen Plänen angefertigt. Das Originalbauwerk war nämlich hinter unschönen Fassaden verschwunden und dadurch in Vergessenheit geraten, bis es 1976 bei Umbauarbeiten wieder gefunden wurde.

Sint-Baafs-Kathedrale

Wir sind rechtzeitig vor den Reisegruppen da und kommen ohne langes Anstehen rein. Der Zugang zum Altar und Chorraum kostet 12,50 € Eintritt. Über die Rubenskapelle betritt man den riesigen Chor. In der Kapelle hinter dem Hauptaltar ist das „Lamm Gottes“ in einem klimatisierten Glaskasten ausgestellt.

Ein überköstlich hochverständig Gemäl‘

Albrecht Dürer

Die Restaurierung wurde 2022 fertiggestellt. Eigentlich „nur“ eine Auftragsarbeit eines reichen Patriziers für die Kapelle der Familie. Wie grandios das Werk ist, sieht man im Vergleich zu den anderen Bildern, die in den Seitenkapellen hängen. Überköstlich, da stimmen wir Dürer zu! Sehr schön ist auch die Kanzel aus Holz und Marmor.

Wir verlassen die Kathedrale und stärken uns mit ein paar Pralinen. Sie sind gut, kommen aber nicht an die heran, die wir in Brüssel gegessen haben. Auf der Rückseite der Tuchhalle befindet sich das Mammelokker mit einem eigenwilligen Relief: ein alter Mann saugt an der Brust einer jungen Frau.

Mitte des 18. Jahrhunderts wurde in den Gewölben der Tuchhalle das städtische Gefängnis eingerichtet. Ein kleiner Anbau diente als Eingang und Gefängniswärterwohnung. Den Namen „Mammelokker“ verdankt dieses Gebäude dem Relief über der Tür. Es bezieht sich auf die Legende des Gefangenen Cimona aus der Zeit des alten Roms. Er wurde zum Verhungern verurteilt, aber seine Tochter hat ihn während des Besuchs heimlich gestillt. Der Mann überlebte und wurde freigelassen.

Dann geht es zu Fuss weiter zum Stadthuis, einem riesigen Gebäude im Stilmix aus Renaissance und Gotik. Durch eine schmale Gasse, deren Wände mit nicht sonderlich interessanten Graffitis besprüht sind, geht es zum Vrijdagmarkt mit der Statue des Jacob van Artevelde, des „Weisen Mannes von Gent“, der sich im 100jährigen Krieg auf die Seite Englands geschlagen hat und so den Import von englischer Wolle und damit den Wohlstand der Stadt sicherte. Die Statue deutet in Richtung England. Unweit davon steht die „Dulle Griet“ – eine riesige Kanone. Wir wechseln auf die andere Seite der Leie zur Kraanlei und kommen an den beiden reich verzierten, mittelalterlichen Häusern „Die Sieben Werke der Barmherzigkeit“ und „Der Flötenspieler“ vorbei. Entlang der Leie hat man einen tollen Blick auf die Fassaden einiger Zunfthäuser, die 1913 zur Weltausstellung mehr oder weniger detailgetreu hergerichtet wurden. Besonders schön Sind die Zunfthäuser der Kornmesser und der Freien Schiffer (Havenhuis). Es gibt auch ein barockes Zunfthaus der Unfreien Schiffer auf der gegenüberliegenden Seite der Leie. Die Unfreien durften die Kanäle in Gent nicht befahren und mussten die Waren auf die Schiffe der freien Schiffer umladen.

Wir kommen noch an der mittelalterlichen Burg Gravensteen vorbei, die etwas unwirklich in dem Trubel der Stadt wirkt. Gegen 17 Uhr sind wir wieder zurück in Brügge. Ein anstrengender, aber schöner Tagesausflug.

Zunfthäuser an der Graslei
Zunfthäuser an der Graslei

Wir gehen heute Pizza essen im Bella Italia, danach noch ein Bier im Café Pick. Inzwischen ist es abends fast zu kühl, um draussen zu sitzen.

Gegenüber von unserem Hotel ist das „The Notary“, ein Luxusschuppen. Ein Blick auf die Webseite lohnt sich. www.thenotary.be

22.08.2023 Gent

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